Thors Hammer, monströse Hoodoos und ein sinkendes Schiff: Das rot-orange-rosa Amphitheater des Bryce Canyon National Park scheint einen 70 Millionen Jahre alten nordischen Mythos zu inszenieren...
 
Wind, Wasser und Zeit haben die Sandsteinklippen des Bryce Canyon National Parks zu jenseitigen Charakteren erodiert, die aus dem Unterbewusstsein eines wild gewordenen Wikingers zu stammen scheinen. Reihen humanoider Säulen, die von Gesteinsschichten durchzogen sind, wirken fast gewollt, aber vollkommen surreal. Alles ist still, unheimlich und schön. So unwahrscheinlich, dass die Wahrheit darin faszinierend zu entdecken sein muss...
Der Bryce Canyon National Park liegt im Süden Utahs in der Nähe der Stadt Bryce und ist mit dem Flugzeug oder dem Auto von Las Vegas, Salt Lake City, St. George und sogar dem benachbarten Zion National Park aus erreichbar.
Die Entstehung des Parks
 
Die erste wissenschaftliche Expedition erreichte das Gebiet 1872 unter der Leitung des U.S. Majors John Wesley Powell. Die Berichte Powells und etliche Zeitungsberichte förderten das Interesse an dem Gebiet, doch aufgrund fehlender Infrastruktur hielt sich die Besucherzahl in Grenzen.
Um 1920 wurden die ersten Übernachtungsmöglichkeiten geschaffen, und auch die Union Pacific Railroad erschloss das Gebiet, so dass mehr und mehr Besucher in den Bryce Canyon kamen. Der ungezügelte Tourismus jedoch fügte den spitzen Hoodoos und anderen geologischen Formationen bald einmal Schäden zu. Der damalige Gouverneur von Utah unterstützte die Bemühungen, den Canyon zu schützen, und so wurde der Canyon vom Präsidenten Warren G Harding 1923 zum National Monument erklärt.
1924 bemühte sich der Kongress von Utah, einen Utah National Park zu etablieren, was schliesslich 1928 gelang. der Name jedoch blieb bei
 
           Bryce Canyon National Park.
 
1931 wurde unter Präsident Herbert Hoover weiteres Land südlich in den Park integriert und dessen Fläche auf über 14'000 Hektar vergrössert. 1934 begann der Bau des Scenic Drive, der auch heute noch durch den Park führt. Die Verwaltung des Parks blieb bis 1956 bei derjenigen des Zion National Park; seitdem besitzt der Bryce eine eigene Verwaltung.
 
Das Gestein im Bryce Canyon Park ist etwa 100 Millionen Jahre jünger als im Zion Nationalpark, und dieser zeigt Felsen, die nochmals 100 Millionen Jahre jünger sind als diejenigen im Grand Canyon. Trotzdem gehören alle drei Gebiete zu einer The Grand Staircase genannten Formation. Vom Grand Canyon bis zum Bryce Canyon kann man nahezu 200 Millionen Jahre Erdgeschichte studieren.
Die Gesteine im Nationalpark sind eine Abfolge aus Basalt und Sandstein, in dem viele Fossilien zu finden sind. Diese freigelegten Schichten sind die jüngsten in der Formation. Noch heute können die Forscher Sandstrände, Lagunen und eine Sumpflandschaft ablesen.
Die Wälder und Wiesen des Parks beherbergen eine vielfältige Fauna. Man zählt um die 60 hier heimische Säugetierarten und über 175 verschiedene Vogelarten, von denen allerdings manche nicht ganzjährig im Park bleiben.
An Raubtieren sieht man Füchse und kleinere Tiere bis hin zu gelegentlich einwandernden Rotluchsen, Pumas und Schwarzbären. Das grösste dauerhaft im Park lebende Säugetier ist der Maultierhirsch; auch der Gabelbock ist ein ständiger Bewohner. Wapitis, die in benachbarten Gegenden wieder eingeführt wurden, kommen als "Besucher" ebenfalls gelegentlich vor.
Der 29 Kilometer lange Scenic Drive führt zu insgesamt 13 Aussichtspunkten, darunter Sunrise PointSunset PointInspiration Point und natürlich auch Bryce Point. Weiter im Süden des Parks befinden sich Natural Bridge (geologisch keine Brücke, sondern ein Bogen) sowie Rainbow Point und Yovimpa Point.
Der Park bietet zahlreiche Wanderwege, unterschiedlich in Länge und Schwierigkeitsgrad, so zum Beispiel:
  • Rim Trail zwischen Sunset und Sunrise Points (leicht, weniger als 2 km)
  • Mossy Cave (leicht, weniger als 2 km)
  • Upper Inspiration Point (mittel, weniger als 2 km)
  • Swamp Canyon Loop (mittel, 7 km)
  • Navajo Loop (mittel, 3 km)
  • Riggs Spring Loop (schwer, 14 km)
 
Die Luft im Bryce Canyon Park ist so klar und die Gegend aufgrund fehlender Infrastruktur nachts so dunkel, dass man mit blossem Auge weit über 7500 Sterne am Himmel erkennen kann. Üblich sind in bewohnten, lichtverschmutzten Gebieten bis 2000 Sterne sichtbar. Aufgrund der klaren Luft sind an schönen Tagen Fernsichten bis zu 320 km nach Arizona und sogar New Mexico möglich.
 
 
 
Fotos by Marc Gadelin